WüstenGrüße

Endlich ist es soweit. Ich bin mitten in der Wüste!
Ich stolpere aus dem Bus, die Hände voll mit Vokabelheft, Nüssen, Wasser und Geige. Schnell hol ich noch den Rucksack raus, dann seufzt der Bus, die Türen gehen zu und ich bleibe alleine zurück.
Ich stehe da, mein Zeug verstreut im Sand und mein Blick in der Weite.

Um mich herum ist nichts außer ein paar Strommasten und einer Tankstelle. Und eine Bushaltestelle, aus Beton gebaut und mit einem deutschen Wort verziert: “Verbunden”.

Genauso fühle ich mich gerade. Verbunden mit den Menschen, die ich in den letzten Wochen kennengelernt habe, mit der Natur und mit meinen Sinnen. Alles fühlt sich richtig an.

Schon von Weitem erkenne ich das Auto, das mich zu meinem nächsten Zuhause bringen soll. Ein nettes Gesicht begrüßt mich. Wir fahren durch die leeren Straßen, ab und zu kommt uns ein Auto mit jungen Soltaden entgegen. Wir kommen bei der Farm an und meine romantischen Gedanken an die Wüste verfliegen in Sekundenschnelle. Vor meinen Augen Coca Cola, eine Bong, Bier, laufende TV-Serien auf den Handys, trübe Gesichter. Ich mache den Kühlschrank auf und mir kommt der Geruch von Tunfisch entgegen. Die Leute sind nett.. Glaub ich… Anders… Also sie sind wirklich nett. Aber auch wirklich anders… Ich bin überrumpelt und ziehe mich zurück, packe mein Tagebuch auf und denke nach, mit wem ich reden könnte. Wie würde mich verstehen…?

Die letzten Wochen hatte ich das Gefühl, Dingen zu begegnen, die mit meinen Sehnsüchten und inneren Wünschen resonieren. Der Umgang mit den Menschen war achtsam, interessiert und ehrlich. Das Leben sehr einfach, und doch so erfüllend. Ich denke an die letzten Tage in Olesh zurück… Gestern früh war ich recht früh aufgewacht und noch im Bett habe ich Geige gespielt und gesungen. Dann bin ich gemeinsam mit Mor zur Außenküche gelaufen, um unser Frühstück vorzubereiten. Weiter ging es durch eine Olivenbaum-Passage zu einem sumpfigen Teich. Beim Berührend es Bodens kamen immer weider Blasen an die Wasseroberfläche. Wir haben uns gegenseitig mit Schlamm eingerieben und die Libellen beobachtet. Mors dunkle Augen sahen traurig aus.
Raus aus dem Teich und rein in die Dusche zwischen Bananenbäumen. Dann auf einen Feigenbaum geklettert (anscheinend war es kein Apfel, den Adam gegessen hat, sondern eine Feige – ich bin dem Gerücht noch nicht weiter auf den Grund gegangen) und auf dem Weg noch einen Granatapfel gepflückt. Barfuß Hand in Hand zurück zum Haus durch den Sand. Währenddessen konnte iche s kaum glauben. Ich kam mir vor wie im Paradies.

Und jetzt scheint diese Zeit vorbei zu sein. Ich stehe dunklen, unglücklichen Gesichtern gegenüber.