Hier Sein

Es ist die Zeit gekommen um zu lesen. Um die Dateien auf meinem Laptop zu ordnen, um den Kompost vor meinem Haus zu beginnen. Es ist die Zeit gekommen, sich von den Mengen und den faszinierenden, unglaublichen, einmaligen und nicht-zu-verpassenden Events zu distanzieren und im Privaten nach Freude zu suchen. Anstatt der gegebenen Strukturen seinen eigenen Weg gehen… Mit der Nachricht, dass ich als Deutsche nicht mehr einreisen darf, falls ich Israel für einen Moment verlasse, habe ich innerlich Erleichterung verspürt. Ich konnte den Versuch loslassen, Jordanien zu sehen. Und Ägypten. Und all die anderen Plätze, die ich noch zu sehen hatte, bevor ich diesen Ort wieder verlasse. Die ich als erfüllte Träume irgendwie von meiner To-Do-Liste streichen wollte.
Dabei wünsche ich mir seit Wochen eigentlich nur Zuhause zu sein. Nicht mehr irgendwelchen Erlebnis-Lichtblitzen hinterherjagen. Den Versuch aufzugeben, das imense Puzzel dieser Region fertig zu stellen. Einfach nur hier sein. Nicht mehr zu planen. Mich nicht mehr vorzubereiten für die Zukunft, die sich von Moment zu Moment verändert. Es ist Zeit für Simplizität. Für’s Geige üben, Spazieren gehen und schreiben. Für’s Hebräisch lernen. Zeit, um die Reste vom Markt mitzunehmen, und zu Hause sauber einzusortieren. Zeit, um einfach nur hier zu sein und die Dinge zu machen, die ich schon so lange machen möchte. Einfach nur, weil sie mich interessieren, weil sie mir gut tun, weil sie mir wichig sind. Mir. Und nicht irgendwem.