Weiße Linien

„Hmklsgnfv“ Ich klimper mit den Augen, versuche sie aufzubekommen. Von draußen ist eine Stimme zu hören. „Ein Moment!“ rufe ich, ziehe mir ein T-shirt über und öffne die Wagentür. Ein Mann mit schwarzem Hut, Krausebart und langer Anzugjacke blickt mir entgegen. „ I am an Artist from California. I like your Truck.” Es ist 8 Uhr morgens und ich bin noch völlig verschlafen. Doch igrnedwie freue ich mich über diesen komischen Moment und ich lade ihn ein, die Wand mit weißer Farbe zu bemalen.

Er setzt sich auf den Boden und beginnt den Stamm eines Baumes anzutonen. Ich kann nicht anders, als diesen Moment mit meiner Kamera festzuhalten. Ein amerikanischer orthodoxer Jude sitzt auf dem Boden vor meinem Bauwagen und malt eine Landschaftsszenerie an die Steinmauer gegenüber. „I grew up in the mountains. I only know how to paint landscapes.” Er tupft dem Baum eine Krone und führt vor. „I cound’t stand the materialism of the States anymore. I’ve moved to Zfat a few months ago. Shouldn’t go back to the States. They don’t like happy people. They think I am crazy” Schon wieder einer aus der Hasidim-Gruppe. Neben den Baum malt er die Köpfe von Blumen. „Could you bring me some water, the paint is a bit thick.” Ich fülle einen Becher, setze mich in den Schatten des Wagens und schaue ihm zu wie er die graue Mauer zum Leben erweckt. Zfat… Die heilige Stadt im Norden, gebaut auf einem Hügel, mit Sandstein-Mauern und blauen Türrahmen. Sie erweckt die Ilusion, hinter ihren Häusern läge das Mediterrane Meer. Gemeinsam mit Jerusalem, Tiberias und Hebron wird sie schon seit Jahrhunderten von Juden belebt.

Der Künstler legt den Pinsel ab und verabschiedet sich mit der selben Selbstverständlichkeit, mit der er mich morgens um 8 geweckt hat. Ich zeige ihm den Weg zum botansichen Garten und stelle mir vor, wie er sich dort abends einen Baum sucht, auf dem er schlafen kann. Was ein schräger Typ. Jetzt bin ich auf jeden Fall wach.